Frankreich/Digitalisierung und Ausbildung zur "Verlagerung" eines Teils der öffentlichen Beschaffung

Der Hohe Rat für öffentliche Aufträge auf La Réunion, der 450 lokale Akteure vereint, möchte den Kleinst- und Kleinunternehmen helfen, die digitale Technik besser zu beherrschen, und die Ausbildung der Einkäufer verstärken, um die Hebelwirkung des öffentlichen Auftragswesens im Kontext des Aufschwungs zu maximieren.

Auf der Insel La Réunion ist die öffentliche Auftragsvergabe mit Ausgaben in Höhe von 1,9 Milliarden Euro (10 % des lokalen BIP) ein mächtiges Instrument, um die Wirtschaft der Region anzukurbeln. Doch wie auch anderswo entgeht sie den Unternehmen der Region teilweise. Der vor etwas mehr als zwei Jahren wiederbelebte Hohe Rat für öffentliche Aufträge auf La Réunion (HCCP), in dem 450 lokale Akteure zusammengeschlossen sind, hat beschlossen, einen Aktionsplan zu erstellen, um diese Abwanderung nach außen zu minimieren.

Er will 20 % des gesamten Einkaufsvolumens, d. h. rund 380 Millionen Euro, "relokalisieren". Um dies zu erreichen, empfiehlt er einen "tugendhaften" Ansatz des Lokalismus, ohne gegen die Regeln des öffentlichen Auftragswesens zu verstoßen, die eine lokale Präferenz untersagen. "Wir versuchen, eine Angleichung zwischen der politischen Absicht, der Praxis des Käufers und der Verfügbarkeit des lokalen Angebots zu erreichen", bemerkt der Präsident des HCCP Dominique Vienne und nennt drei vorrangige Aktionsbereiche: Dienstleistungen, Lebensmittel sowie öffentliche Arbeiten und das Baugewerbe.

Eine Plattform zur Nutzung der Daten

Im Vorfeld hat das HCCP eine Reihe von Hemmnissen identifiziert, die es zu überwinden gilt, insbesondere im digitalen Bereich. Laut einer Umfrage, die im vergangenen Jahr mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammern durchgeführt wurde, haben einige der 43 000 Unternehmen und 17 000 Handwerker, die das lokale Wirtschaftsgefüge bilden, noch Schwierigkeiten, sich digitale Werkzeuge anzueignen, können Angebote nicht immer identifizieren und sind in den Vergabeverfahren verloren.

Dies betrifft vor allem die kleinsten Akteure, insbesondere jene Unternehmen ohne Angestellte, die 63% der Gesamtzahl ausmachen. Die Priorität besteht also darin, ihnen den digitalen Zugang zu öffentlichen Aufträgen zu vereinfachen. Um ihnen dabei zu helfen, soll möglichst schon in diesem Jahr eine regionale Plattform "mit offenen, zentralisierten und intelligenten Daten" eingerichtet werden. Sie wird insbesondere die Planung der verschiedenen Auftraggeber im Bereich der öffentlichen Auftragsvergabe zentralisieren, die laufenden Ausschreibungen und die erfolgreichen Bieter erfassen und eine Reihe von faktischen Indikatoren ermöglichen.

Zu theoretische Schulungen

Der HCCP hat auch beschlossen, sich mit der Frage der Ausbildung zu befassen, "damit die gewählten Volksvertreter, die Einkäufer und die Unternehmensleiter eine gemeinsame Kultur teilen". Er hat gerade eine weitere Studie veröffentlicht, die Mängel in den Bereichen Strategie, Steuerung der Einkaufsfunktion und Wertschöpfung aufzeigt.

"Die Ausbildungen beziehen sich mehrheitlich auf Fachkompetenzen und sind vor allem theoretisch. Es ist also nicht verwunderlich, dass es in Frankreich keine Strategie für einen guten Einkauf gibt.Es gibt alles, was man braucht, im Gesetzbuch über die öffentliche Auftragsvergabe", analysiert Dominique Vienne und gibt sich drei Jahre Zeit, um die Verhaltensweisen nachhaltig zu ändern.

Es soll ein "Referenzsystem" geschaffen werden, um "Ausbildungswege für die Strategie der guten Beschaffung" aufzubauen. Der HCCP empfiehlt außerdem ab diesem Jahr die Planung von Schulungsplänen für Einkäufer mit Hilfe der staatlichen Stellen und die gemeinsame Nutzung bewährter Praktiken. Ende 2022 soll eine erste Bilanz gezogen werden, um die Strategie entsprechend den Ergebnissen anzupassen.

Quelle: www.lagazettedescommunes.com